12
Mai
2013

die Familie geht baden


Enten auf dem heimischen Schlosspark

Heute ist Muttertag, Gattin hatte einen Gestaltungswunsch frei und sie entschied sich für einen ordentlichen Rundgang im Schlosspark Essen-Borbeck. In Hildesheim hatten wir ja kaum Kilometer gemacht. Ich wäre lieber ins Fitness-Center gegangen, aber wie gesagt, es ist Muttertag.
Die Kinder maulten erst, besonders als ich Neffe Carl den neuen Hubschrauber mit eingebauter Kamera ausgeredet hatte. Gehört einem Kumpel von seiner Uni, hat er sich extra für mich ausgeliehen, um meine Lesungen mit bunten Bildern aus erhöhter Warte aufzupeppen. Aber Sonntag, Schlosspark, Sonne und Hubschrauber passen einfach nicht zusammen.
Kaum am See angekommen, war die Tochter begeistert, überall waren stolze Eltern mit ihrem Nachwuchs unterwegs.
Enten, zwischen denen sich gelber Flaum drängte. Hatte sich ein neugieriges Küken mal zu weit von der Familie entfernt, paddelte es hastig zurück in Mamas Gefieder. Das war putzig anzusehen. Wie viele von den sieben Kleinen werden wohl den nächsten Winter überleben?
Oder den heutigen Tag?
Vom Holzsteg auf der anderen Seeseite drang Lärm herüber. Wenn Männer über dreißig die eine Kopfhälfte knallgelb gefärbt haben und die andere leuchtend rot, stehen sie stets unter Generalverdacht. Es sei denn, sie gehören einem eingeschworenen Fußballer-Fanclub an und haben sich abgesprochen: vier Mann schwarz, vier weitere gelb der Rest mit rotem Haar.
Dieser Mann war aber kein Fußballer, sondern ein begeisterter Schiffsmodell-Eigner. Gleich zwei Rennboote auf einmal ließ er über den Teich brettern. Zwei Schildkröten, die sich auf der Enteninsel gesonnt hatten, tauchten ab. Alles andere, was kinderlos war, stob gen Himmel. Die Entenfamilien allerdings konnten nur versuchen, das feste Land zu erreichen. Logisch, dass der Rowdy mit zwei Fernbedienungen schnell überfordert war, immer größer wurden die Kreise, bis dann ein Rennboot im Schilf gegenüber fest hing. Die Schraube rotierte in den höchsten Drehzahlen, vor und zurück knallte das Boot gegen die Halme. Der Ufer-Kapitön legte eine Fernbedienung zu Boden und konzentrierte sich auf das zweite Boot. Mit viel Schwung ließ er es ebenfalls ins Schilfdickicht rasen, um das erste Boot frei zu rammen.

Mittlerweile hatten wir den Steg erreicht und ich wies den Rotblonden auf die Entenbrut hin. Er gab mir eine sehr unhöfliche Antwort, was mir gerade vor den Kindern peinlich war. So nahm ich allen Mut zusammen und wünschte ihm, er möge im nächsten Leben als Küken auf diesem Teich wieder geboren werden.
Daraufhin erwiderte er, ich wäre in diesem Leben ja schon als Arschloch auf die Welt gekommen, da könnte ich mich nicht mehr steigern.
Das war zwar schlagfertig, aber nicht nett.
Ich blies zum Rückzug, wir mussten an ihm vorbei. Höhnisch grinsend machte er einen kleinen Schritt rückwärts.
Und trat gegen die erste Fernbedienung.
Als sein Rücken und Hinterkopf zeitgleich auf der Wasseroberfläche aufschlug, hatten wir den Steg schon längst verlassen. Und es war eine optische Täuschung gewesen, vielleicht eine Wasserreflektion, aufgrund derer ich meinte, Neffe Carl hätte ihm kurz im Vorbeigehen gegen das Knie getreten.
- Nein, nein, der Neffe stand ja hinter mir.
Auf jeden Fall sind wir nicht den direkten Weg nach Hause gegangen.



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Klaus


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11
Mai
2013

Nachts in der Küche


Rathaus, Hildesheim

Gestern Abend habe ich gesprächsweise versucht, die guten alten Zeiten wieder zu beleben. Habe unseren drolligen Drillinger ins Gespräch gebracht, anno Toback Geschichtslehrer an der Herschelschule. Der so sehr in der englischen Gefangenschaft gelitten hat.
Weniger wegen der Buddelei eines Wasserrückhaltebeckens im Dartmoor. Sondern mehr wegen der schönen Magd, die ihm immer morgens auf seinem Zug vom Lager zur Arbeitsstelle eine Stulle zusteckte. Und die er dann nach dem Krieg nicht wieder gefunden hatte.
Die Magd.
Man brauchte während des Unterrichts nur das Thema ins Dartmoor zu lenken und schon konnte man sich entspannt zurück lehnen.
Seltsam, dass sich unser Gastgeber Michael nicht an Drillinger erinnern konnte. Auch an den Deutschlehrer Klinge nicht, der bei Flüstern in den Hinterbänken gerne mal sein Schlüsselbund warf. Lehrer Krofke kannte er schon. Aber mein alter Banknachbarn Martin Wilkenau war ihm völlig unbekannt.
Als Staranwalt hätte er mit so vielen Leuten und Namen zu tun, da sei es nicht verwunderlich, wenn ein paar Namen aus der Vergangenheit verloren gegangen wären. Er hatte sich auf Krankenhäuser speziallisiert. Und zwar darauf, diese und Pharma-Unternehmen zu verklagen. Ganz im Namen der Patienten. Er gab sich, dezent an seiner Pfeife saugend, ganz als Wohltäter der Menschheit. Durfte er ja auch, aber das Prahlen mit eigenem Pferd, mit eigener Jacht auf der Ostsee und eigener Jagd im Harz-Vorland war gewöhnungsbedürftig.
Am liebsten hätte ich mal dezent meinen Schwager Michael ins Spiel gebracht, der wirklich vielfacher Multimillionär ist und trotzdem seine Zeit lieber mit uns, der buckeligen Verwandtschaft, verbringt. Der unsere Gesellschaft irgendeiner Schickeria vorzieht. Der sogar immer für uns mehrgängig kocht und backt!

Hier gab es gestern Abend nur einfache Hausmannskost, zusammen gerührt aus verschiedenen Fertiggerichten, daher leicht übersalzen. Dazu leider kein Bier sondern Wein.
In der Nacht ist die Gattin durstigerweise in die Küche getapst. Das helle Licht durch die Glastür zeigte ihr den Weg.

Brigitte saß am Tisch, las und trank den restlichen Wein.
Und die arme Gattin musste sich Ratsch und Tratsch von wildfremden Leuten anhören.
Wirklich nur bedingt interessant.
So erfuhr sie, dass Brigitte tatsächlich mal ein Auge auf mich geworfen hatte. So ungefähr in der zwölften Klasse. Aber ich wäre viel zu arrogant gewesen, ich hätte sie nicht einmal wahrgenommen. Auf ihre kleinen, weiblichen Zeichen hätte ich nicht reagiert. Ihr Interesse war aber schnell wieder erloschen. Als ich mich mehr so in Richtung Hippie, schöngeistiger Poet und Gitarren-Saiten-Zupfer entwickelte.

Natürlich war die frühe Heirat ein Fehler gewesen, natürlich hätte sie mehr für ihr eigenes berufliches Weiterkommen tun sollen, natürlich hatte ihr Mann Michael längst eine sehr viel jüngere Geliebte. Das volle Klischee!

Es kam dann auch heraus, dass Michael gar nicht in meiner Klasse gewesen war, er ging bereits in die Oberprima, als wir uns noch in der Unterprima herum quälten.
Natürlich fragte meine Gattin nach, warum sich Brigitte nicht von ihrem untreuen Mann trennen würde.
Man hätte sich arrangiert. Bei einer Trennung müsste sie auf das gewohnte Leben verzichten, sich völlig neu orientieren, vielleicht auch Freunde verlieren.
Eigentlich schade, dass nicht ich durstigerweise nächtens in der Küche war.
Zu einem kleinen Techtelmechtel mit Brigitte Martens, der ehemaligen Schulschönheit der Herschelschule Hannover.



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Rathaus Hildesheim, Blick auf Marktplatz

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10
Mai
2013

bin ich pervers


japanische Pagode als Knochenhauer-Amtshaus

Zweiter Tag in Hildesheim, morgens.
Hoffe, dass die Sonne noch rauskommt. Scheint ein hübsches Städtchen zu sein, an dem der WWII vorbei gezogen ist. Habe beim Frühstück vorhin ein paar Andeutungen in Hinblick auf einen Stadtrundgang gemacht, aber Brigitte hat in Hinblick auf ihre Highheels eher abgewunken. Und Michael meinte, sein Auto wäre eigentlich nicht für vier Leute konzipiert. Aha, - deshalb hatte er uns auch nicht vom Bahnhof abgeholt.
Wenn mich Leute besuchen kommen, empfange ich sie selbstverständlich am Bahnhof und wenn viel Gepäck zu erwarten ist, habe ich auch schon mal ein Fahrrad oder den Bollerwagen anbei. Und dann gibt es grundsätzlich, zu Hause angekommen, eine dicke Stulle mit Salami und selbstverständlich eine oder zwei Flaschen Schwarzbier.
Gabs bei meinem alten Schulfreund alles nicht.
Als ich zum Abendessen ein Bier aus dem Kühlschrank holen wollte, wurde ich komisch angeguckt. Natürlich gab es nur sehr, sehr teuren Wein zum Essen, der war so teuer, dass er nach Baumharz, Spinnweben und Terpentin schmeckte.
Gattin meinte bereits, wir sollten uns von der Tochter anrufen lassen, Notfall und so weiter. Aber diese Maßnahme hätte unsere Gastgeber nur bestätigt, dass man ohne Kinder besser durchs Leben kommt.
Gerade sehe ich, wie ein Sonnenstrahl durch die gläserne Hausfront gleitet. Alles Glas, hier kann man wirklich nirgendwo mal nackt durchs Haus machen. War dann auch ein Fettnäpfchen gewesen, als ich Erotik in Verbindung mit großen ebenerdigen Fenstern erwähnte. Vielleicht machen Leute über 45 Jahre im Allgemeinen keinen Sex mehr. Da müsste man sich mal dezent umhören. Vielleicht bin ich ja pervers?
- - -
Nachmittags.
Wir sind doch bis zum Marktplatz gelaufen. Fotomotive sind reichlich vorhanden. Auch sehr seltsame Sachen.
Eigentlich nur seltsame Sachen.
Zum Beispiel gilt Hildesheim als japanische Enklave, was man sofort an der Pagode oben im Bild erkennen kann. Hat sich als Knochenhauer-Amtshaus getarnt.
Gegenüber, direkt vor dem Rathaus, steht ein Taucher mit Harpune. Man geht davon aus, dass Hildesheim in der Kreidezeit an einem riesigen Ozean gelegen hat. Die Universität Hildesheim veranstaltet regelmäßig Lesungen mit dem Thema "Das Rätsel der Dinosaurier".


der berühmte Taucher vor dem Rathaus

Ehe Gattin und ich uns der vielen Kirchen widmen konnten, wurde leider schon nach Hause gedrängt. Dabei sind wir Dank Rom besonders Kirchenfest. Gattin meint, in der Anzahl der Kirchen pro Quadratmeter würde Hildesheim bei weitem führend sein. Weltweit. Wie passt das jetzt alles zusammen?
Und wie passt es zusammen, dass unsere Gastgeber einen fetten Bungalow bewohnen, Porsche fahren, zum Kaffeetrinken aber nur Kuchen von Netto spendieren?
Selbst meine Einladung ins Bäckeramtshaus wurde ausgeschlagen!




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Bäckeramtshaus

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9
Mai
2013

die Schulschönheit


Lappenberg mit Kehrwiederturm. Seine Glocke soll einem Edelfräulein, das sich im Hildesheimer Wald verlaufen hatte, den Weg in die Heimatstadt gewiesen haben.

Auf unserem nationalen Feiertag zu Ehren der Vaterschaft ruft doch Kollege Edelmeyer in aller Frühe an, umsich mit mir zu verabreden! Um an unseren Umzugsplänen weiter zu feilen!
Aber gleich geht mein Zug, ich will mit der Gattin einen alten, lieben Schulfreund in Hildesheim besuchen.
Er hat mich über dieses Tagebuch ausfindig gemacht und würde mich gerne nach beinahe 40 Jahren wieder sehen.
Hier in Essen-Borbeck sieht es wertmäßig gar nicht gut aus, hoffen wir, dass uns in Hildesheim die Sonne scheint. Denn es soll eine kulturell interessante Stadt sein, da freuen wir uns schon auf so manchen Rundgang.
- - -
Gegen Abend.
Ich habe meinen alten Schulfreund Michael nicht wiedererkannt.
Da wo früher loser Flaum sein Kinn umspielte, ziert heute ein akkurat geschnittener Henriquatre-Bart das Gesicht.
Wo früher wildes Haar in alle Richtungen sprießte, beginnt eine akkurat gerundete Halbglatze.
Wo früher eine halbangenagte Jeans schlotterte, umschmeichelt heute eine maßgeschneiderte Gucci-Hose die Beine. Und er trägt eine Krawatte! Privat eine Krawatte!
Seine Frau hingegen habe ich sofort wieder erkannt.
Brigitte Martens, die SchulSchönheit! Die immer von einer Gruppe Jungs umgeben war, Brigitte, die nie im Leben ihren Tornister mal selber tragen musste. Die sich auf dem Pausenhof nie gegen eine nackte Mauer lehnen musste, da einer der jungen Herren sofort seine Jacke opferte!
Da hatten die beiden also jung geheiratet, frühzeitig mit Bausparen begonnen und sich ganz und gar auf ihre Karrieren konzentriert. Kinder waren von vornherein nicht eingeplant gewesen, das war dann auch mein erstes Fettnäpfchen. Ich meinte so launig ad hoc, es wäre doch schön, wenn die Kinder endlich aus dem Haus sind, da käme man endlich mal bei sich selber an.
Sie hatten nie Kinder gehabt.
Das hätte mir auch schon die Wohnung signalisieren können. Brigitte sammelt Kristallgas und Hummelfiguren, Michael sammelt Pfeifenständer und Pfeifen.
Selbst eine Katze wäre in diesem quadratischen Bungalow mit Verglasungen in alle Richtungen fehl am Platz gewesen. Einen wohlerzogenen Pudel hatten sie allerdings. Ich habe noch nie ein derart arrogantes Vieh gesehen. Würdigte uns keines Blickes. Insgesamt wirkte er wie eine Buchsbaumhecke in den Herrenhäuser Gärten, er war passend zu dem Henriquatre-Bart des Hausherren frisiert.
Brigitte hat ihre klassischen Formen von damals übrigens verloren. Hungerhaken wäre jetzt der alles beschreibende Ausdruck. Natürlich habe ich als Gentleman der alten Art ihr Aussehen bewundert und sie bei der Begrüßung sogar umarmt. Was ich mir damals in der Jugendzeit niemals getraut hätte. Wenn ich denn an ihren vielen Leibwächtern überhaupt vorbei gekommen wäre.
Gattin meinte gerade, als unsere Gastgeber in die große Kochecke hinüber gegangen waren, dass die geplante Übernachtung hier wohl doch ein wenig übertrieben sei. Nach so vielen Jahrzehnten hätten wir ein Hotelzimmer nehmen sollen. Und der Pudel wäre so ziemlich geschmacklos. Auch wenn er edelster Marmor wäre.


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Sankt Godehardi-Kirche vor Justizvollzugsanstalt

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Der große Umzug

8.Mai 2013
leerer_Raum
Unsere Behörde will umziehen!
Nicht der ganz große Umzug, die Adresse bleibt erhalten. Es geht mehr um einen Etagen-Wechsel. Die von unten sollen auch mal erfahren, wie das ist, wenn der Fahrstuhl wieder kaputt ist. Und die von Oben sollen am eigenen Leib (Ohr) die immer gleich quäkenden Straßenmusikanten unten vor den Fenstern erleben.

Hinter vorgehaltener Hand munkelt man allerdings, dass sich Cheffe einfach in unserer Etage ganz oben häuslich nieder lassen will. Da, wo seiner Meinung nach, immer die schönsten Partys abgehen. Was ja auch in der Tat der Fall ist.
Und damit das so bleibt, haben ich und Edelmeyer, clever wie ich bin, die Organisation gleich an uns gerissen! Da ist uns keine Bürostunde zu schade, um den ganzen Umzug zu organisieren.
Heute haben wir schon mal einen Aktenordner mit einer Liste erstellt. Jedes Unterfangen in Deutschland fängt mit einem anständigen schwarzen Aktenordner an!
Anhand der Spalten-Titel wird der geneigte Leser erahnen können, was da für eine Lawine auf uns zu kommt:

IST-Zustand SOLL-Zustand WUNSCH-Zustand WIRDSEIN-Zustand

Das fängt ja schon damit an, dass manche Kollegen nicht nur ihre Schreibtisch-Fotos mitnehmen wollen, sondern auch ihren PC! Manche denken sogar darüber nach, ihr lieb gewordenes Telefon mit umziehen zu lassen! Hier müssen wir wohl Zugeständnisse machen, da es wenig Sinn macht, wenn nach dem Umzug jeder eine andere Telefon-Nummer hat. Wenn zum Beispiel an Edelmeyers ehemaligen Telefon Gisela Peitschenknall in der Leitung ist. Oder wenn sich an meinem Telefon endlich Hollywood meldet. Da würde mancher Volltrottel womöglich einfach auflegen!
Daher werden ich und Edelmeyer schon mal nicht umziehen! Das wäre mit den ganzen Kaffeeutensilien, dem Propangas-Kocher, dem Dreimannzelt und meinem alten Fahrrad auch zuviel Gedöns.

Die Blumen der einzelnen Mitarbeiter haben wir in unserer Liste auch komplett ausgeschlossen, die bleiben wo sie sind. Wer vor dem Umzug einen Kaktus in Pflege hatte, kann sich nach dem Umzug auch an eine Gummipalme gewöhnen!
Im Grunde genommen haben Kollege Edelmeyer und ich uns auf drei Dinge geeinigt, die jeden begleiten werden:
Telefon, Foto des Ehegespons, und einen Lieblingsordner. Wobei sich manche Kollegen auch verbessern würden, wenn der Vorgänger das Foto einfach stehen lassen würde.
Nur der Cheffe bekommt alles mit. Allerdings wird er noch eine Etage tiefer einquartiert. Quasi ins Kellergeschoss.


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7
Mai
2013

unbeschwerte Jugendzeit II

Hauptbahnhof Essen

Diesmal sind es zwei junge Mädchen, die drei Sitze vor mir Faxen machen und sich einen ablachen.
Da das S-Bahn-Ticket Unterhaltung mit beinhaltet, stelle ich mich in die Tür gegenüber.
Hotpans ja! Aber nicht über eine schwarze, lange Gymnastikhose gezogen! Vor allen Dingen nicht, wenn man 16 Jahre alt ist und 95 Kilogramm wiegt.
Heidi Klum hat das andere Mädchen auf dem Gewissen, denn nur ein paar dürftige Knochen füllen ihre Jeans, Kindergröße 30. Sie trägt ein T-Shirt mit dem Konterfei von Heidi Klum, die es nur mit doppelten Kettenrauchen schafft, ihre Linie zu halten. Hoffe, sie ist nicht für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen worden. Zu viele Mädchenträume hat sie auf dem Gewissen!
Trotz Mini-Jeans über Wurstpelle ist die Dicke eine Frohnatur!
Eben hält sie ein Nasenloch zu und ruft laut, ohne auf das Ruhebedürfnis der arbeitenden Bevölkerung Rücksicht zu nehmen: "Nächste Station Essen-West! Over! Roger!"
Heidi Klum platzt laut heraus: "Über Roger!"
Auch ich muss grinsen, wenn ich mir den Walzvorgang innerlich vorstelle.
Dann wird unsere Heidi ganz ernst: "Wollen wir am Samstag nun zu dieser Party?" - Gehen, - schlage ich innerlich vor. Wegen Twitter ist die Jugendsprache sehr verkürzt worden. Dort darf man in einer Meldung nur 140 Worte einsetzen! (Wo käme ich dahin!)
"Vielleicht treffen wir dort Roger!" sagt Wurstpelle und hätte sich vor Lachen beinahe abgerollt. Vom Sitz.
"Mit ZWEI Jungs? Die haben doch nur Ballerspiele im Kopf!" Heidi zieht ihre Frage wieder zurück.
"Ballerspiele können die haben!" sagt Pelle und schüttelt lachend ihre Melonen. "Aufgepasst, hier kommt Borbeck-Süd! Roger! Over!" verkündigt sie wieder mit Lautsprecherstimme.
"Und die haben nur Schnaps zu saufen!" redet Heidi Klum die illustre Party mit illustren Gästen klein.
"Den kriegen sie selber zu saufen!" Pelle entwickelt gerade eine Strategie. "Wir füllen sie ab, bis sie keine Hemmungen mehr haben!"
Ich nehme nun den Eindruck mit nach Hause, dass man sich um das Aussterben des menschlichen Geschlechts keine Gedanken mehr machen muss. Auch wenn man Heidis skeptischen Blick sieht. So richtig hemmungslos kann ich mir die dünne Spaßbremse beim besten Willen nicht vorstellen. Aber man sagt mir ja immer nach, ich hätte soviel Phantasie wie eine Stubenfliege, die zum zehnten Mal gegen die Fensterscheibe klatscht.



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6
Mai
2013

Unbeschwerte Jugendzeit I

S9
Ich fahre mit der S9 nach Hause. Richtung Essen-Borbeck.
Schräg vor mir sitzen zwei Jungs, so um die 15 oder 16 Jahre alt.
Der mit dem kleinen Hahnenkamm über der Stirn meint, er hätte am Samstag Geburtstag. Und der andere solle doch sein Gast sein. Damit meint er sein Gegenüber, der so ziemlich baugleich aussieht, aber mehr rötlich schimmernde Borsten auf dem Kopf hat.
Hahnenkamm stellt sich seinen idealen Geburtstag mit viel Pizza vor, drei Flaschen Schnaps und einem Ballerspiel namens Counterstrike, bei dem er endlich auch mal gewinnen will.
Borstenkopf meint daraufhin, dass er immer die meisten Schweine der Antiterror-Einheit abknallen würde. Hahnenkamm nickt betrüblich mit dem Kopf, aber am Samstag will er auch mal gewinnen, denn es ist sein Geburtstag!
Dann knetet er plötzlich aufgeregt an seinem Hahnenkamm herum: "Wenn du zwei Weiber mitbringst, kann ich auch welche auftreiben. Dann können wir tauschen!"
"Mädchen?" fragt Borstenschnitt erstaunt.
"Ja, aber keine hässlichen. Sie müssen schon gut aussehen!"
"Und wenn sie rauchen?"
"Ist egal, am Ende unserer Party werden wir alle rauchen. Sag ihnen, dass es drei Flaschen Schluck gibt!"
"Trinken die denn Alkohol?"
"Klar, Weiber wollen immer feiern. Die trinken aber keinen Rum und keinen Cognac. Das wäre auch viel zu teuer! Ich weiß, dass die am liebsten etwas Gepanschtes trinken. Wodka mit irgendetwas! Das wird eine ganz geile Party!" Hahnenkamm reibt sich nun voller Vorfreude die Hände.
Ich habe fast den Eindruck, dass er die Mädchen wichtiger findet als das Ballerspiel.
Um den Nachwuchs muss man sich also keine Sorgen machen!




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5
Mai
2013

Klaus im Garten

Klaus im Garten

Eigentlich kann man an einem Sonntag kein Tagebuch schreiben.
Man hängt ab. Trinkt sich dann und wann ein Bierchen, Kaffee & Kuchen gibt es auch zu geeigneter Tageszeit und gegen Abend wird gegrillt. Oder auch nicht.
Die Gattin sitzt anbei und spielt Gitarre. Irgend so ein Lied von den Beatles. Sie nimmt ihn mit in ihre Wohnung. Er will wohl ein bisschen mehr von ihr. Sie meint aber lachend, sie müsse morgens früh raus. Er könne in der Badewanne schlafen.
Macht er dann auch. Morgens ist er allein in der Wohnung: this bird had flown. Er ist sauer weil er sie nicht hat nageln können, also steckt er ihre Wohnung in Brand: So I lit a fire, isn't it good, norwegian wood.
Und das ist ein Beatle-Text! Beatles mit Vorbildcharakter! Sind die etwas überbewertet?
Als sich Nachbar Dornenbügel linkerhand zum wiederholten Male am Gartenzaun räuspert, schnappe ich mir den Spaten und wende etwas Erde. Das ist mir sein wohlwollendes, rechthaberisches Schmunzeln wert.
Sein Schmunzeln vergeht aber, als die Tochter und der Neffe anfangen, Witze über mich zu machen.
Satz für Satz schrubben sie zusammen:

Klaus im Garten
mit dem Spaten.
An den Saaten
der Tomaten,
muss er noch harken!

Kinder warten
mit den Karten
ein Spielchen nur!

Kinder sagen
wollen starten
mit den Taten
endlich skaten!

Wie sie auch klagen,
wie sie auch baten,
Klaus bleibt stur!

Klaus im Garten:
Vogelstimmen raten.
Zaun verdrahten.
Kotelett braten.

Und all die zarten
Blumen warten!
Wo bleibt denn das Wasser nur?

Die Schnäpse, die harten,
die leckeren Schwarten,
Frau singt Sonaten.
Warum nur der Garten?
Der Garten kann warten!

Dabei schreien sie vor Lachen! Entweder haben sie sich allesamt heute einen Sonnenstich eingefangen oder meine Autorität ist im Arsch.



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Klaus


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4
Mai
2013

das Krokodil im Kleid

Bottrop, Tetraeder
Bottrop, Tetraeder

Heute bin ich mal aufs beschauliche Land hinaus gefahren.
Nach Bottrop. Weltbekannt durch den Movie World Park. Über die Welt hinaus bekannt durch sein Alpincenter, eine komplett überdachte Rodelbahn. Siehe Foto, hier sehen wir die Rückseite. Wenn man genau hinschaut, sieht man auf dem Haldenberg Emscherblick auch den Tetraeder.
Ich habe weder noch besucht, sondern habe bei einem lieben Kollegen vorbei geschaut, dem Fotografen, Afrika-Spezialisten und Buchautor Paul Schulte*.
Praktikant Siegfried aus Afrika erzählt zwar viele Geschichten, kann sie aber nicht mit Fotos untermauern. Also muss Paul zum Einsatz kommen, er wird vor Ort Nachforschungen anstellen und natürlich die entsprechenden Bilder liefern.
Hoffen wir, dass er fündig wird und uns bald ein Foto über die Waschstelle auf den Ufersteinen von Siegfrieds Heimat-Kraal zuschickt.
Wer kennt nicht die alte afrikanische Weise der schwarzen Waschfrauen:
"Wenn die Wäsche flussaufwärts treibt,
hängt ein Krokodil im Kleid!"
Wünschen wir nun erstmal Paul* einen guten Flug!


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Klaus

* https://www.paschfoto.de/

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3
Mai
2013

So ein Haufen Jungfrauen

Haha, - der gute Edelmeyer musste heute zum Cheffe! Der hat ihn mal so richtig die Hammelbeine lang gezogen! Warum sollte es auch immer nur mich erwischen! Eine Professorin der Folkwang Universität hat Edelmeyer angeschwärzt. Er soll sich unmöglich benommen haben!
Im Gang standen gestern morgen einige Studentinnen, man wollte Informationen über die ehemalige Kulturhauptstadt Essen sammeln. Es ging, glaube ich, um die Gestaltung der Broschüren. Jöckel war aber gerade nicht da. Also verstopften sie laut quatschend den Gang.
Nun begab es sich, dass Edelmeyer genau diese Etage passieren musste.
Mit dem Satz: "So ein Haufen Jungfrauen! Und ich muss da mitten durch!" versuchte er laut Aufmerksamkeit zu erheischen. Kichernd gaben ihm die Studentinnen den Weg frei.
Deren Dozentin fühlte sich aber durch diese launige Anrede nicht angesprochen, wahrscheinlich hatte Edelmeyer sie nicht einmal eines Blickes gewürdigt.
Auch wenn wir uns mit Kunst und Kultur beschäftigen, ist diese saloppe Form für einen städtischen Beamten nicht passend, wie mein Kollege erfuhr. Er solle sich bei allen Betroffenen persönlich entschuldigen.
Dem würde er gerne nachkommen, wenn man ihm die Adressen aller Betroffenen aushändigen würde, hatte Edelmeyer entgegnet.
Da hat sich für Cheffe mal wieder bestätigt, dass er hier in einer Irrenanstalt arbeitet.



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2
Mai
2013

der Hit-Generator

Gitarren-Technik

Neffe Carl hat den 1.Mai sinnvoll im Keller verbracht und an seiner Gitarre weiter gebastelt. Gitarren-Technik siehe Foto. Allerdings kann ich keine wirklichen Fortschritte sehen. Und die Zeit drängt! Ich will endlich mit der Lesung beginnen, ehe ich vom Altenheim aus auf Sendung gehen muss!
Es scheitert immer noch an der Erkennungs-Melodie, die obligatorisch ist!
Habe schon mit Gattin Flöte gespielt, zweistimmige Weisen, sie auf Querflöte, ich auf Blockflöte. Klingt so wie Walther von der Vogelweide im Duett mit Hildegard von Bingen. Die zwei waren viele Jahre glücklich verheiratet gewesen, denn Musik verbindet. Allerdings finde ich, dass unsere Hausmusik leicht schwulig rüberkam, die Tochter hat jedenfalls sofort die Küche verlassen, als ihr Toast fertig war. Ich als gestandener Mann an einer Kinderflöte!
Vielleicht sollte ich Schlagzeug spielen! Carl hat mir schon etwas heraus gesucht, ich brauche nur noch zu bestellen.
Aber was das wieder kostet!
Auch die Gattin hat mir ein paar Prospekte mit Klebemarkern auf meinen Frühstücksplatz gelegt. Was der Garten alles dringend braucht! Als wenn das ein Monster wäre, das man mit einigen Saaten, Spaten und Tomaten ruhig stellen könnte!
Gut, - der Garten ist ein Monster! Er will dein Geld, deine Zeit und vor allen Dingen deine Gesundheit.
Oder kennst Du einen Gärtner ohne Bandscheibenvorfall und Rheuma im Vorbein?
Ach, - mir wächst das alles über den Kopf!

Über die Melodie muss ich mir allerdings keine Gedanken machen. Neffe Carl hat im Internet einen Hit-Generator entdeckt:
Man muss verschiedene Felder ausfüllen und schon ist der Hit fertig.
Wieviele Yeah-Rufe möchte man pro Minute haben?
Wie oft soll die männlich-herbe Stimme Moddafokka aus dem Hintergrund rufen.
Soll die Melodie mehr von Abba oder mehr von Motorhead gestohlen sein. Oder von den Randfichten?
Wie alt sind die Zuhörer, Mofa-Fahrer oder eher Rollator-Fahrer?
Welcher Satz soll als Refrain herhalten: Zieh dein Ding durch oder Glaub an dich oder Ich will dich ganz lieb ficken?
Welche Instrumente werden bevorzugt: Uump Uump oder Schrammel Schrammel oder Klimper Klimper?

Natürlich kümmert sich der Generator auch um das anschließende, passende Video:
Erstmal gibt man die Anzahl der halbnackten Girls ein. Ich habe gleich geschraubt, 16 Mädels ist die Höchstgrenze. Und Bikini behalten sie immer an.
Dann kann man die Anzahl der Fingerringe des Sängers eingeben. Hier maximal 10 Ringe.
Soll das Outfit mehr Gold-Silber sein oder mehr 2.Weltkrieg?
Ferrari oder Kübelwagen, Typ Wehrmacht?
Der Hintergrund: Swimmingpool Pool oder Hermann Löns oder Essen-Karnap?




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1
Mai
2013

deutsche Pflichten

Zeche Carl
Zeche Carl, 1.Mai

Wie jeder gute Deutsche war ich heute natürlich auf der 1.Mai-Kundgebung auf der Zeche Carl gewesen.
Als Ich und die Gattin, wieder zu Hause angelangt, vom Motorrad abstiegen, naßgeschwitzt wegen der dicken Leder-Monteur, hat uns Nachbar Dornenbügel linkerhand aufgelauert.
Ob ich es mir denn leisten könnte, mit meiner Braut durch die Gegend zu brettern.
Erstens hat er übersehen, dass es nur um meine altgediente Ehegattin handelte und zweitens, dass die Gartenarbeit an einem National-Feiertag auch mal zurück stehen muss.
Die Gartenarbeit würde bei mir immer zurück stehen, mein Unkraut würde auch auf seinem Grundstück einen breiten Streifen einnehmen.
Da habe ich ihn erstmal gründlich über die Bedeutung dieses wichtigen Tages aufgeklärt. Eingeführt wurde der Streik als Warnsignal der Belegschaft im Jahre 1152 vor Christi Geburt, als Pharao Ramses der Dritte seinen Arbeitern nicht das vereinbarte Bier zukommen ließ. Und bei Bier kennt niemand Spaß!

Die Zeche Carl-Kundgebung fand wie jedes Jahr bei Zeche Carl-Kundgebungs-Wetter statt, also bei schönsten Sonnenschein.
Zu unserem Glück war der Vize-Bürgermeister recht kurzfristig erkrankt (er hatte die Rede verlegt), so dass die ewig gleichen Reden wesentlich kürzer ausfielen als sonst.
Das lag auch an den vielen Bruzzel-Grillapparaturen, die genau im Wind aufgebaut waren und allen Sprechern Tränen in die Augen trieben. Sie husteten, tränten und heulten durchweg bei ihren Forderungen nach Recht auf Arbeit, Streik und Rente.

Dann gab es eine Durchsage, der kleine Kelvin sucht seine Sängerin.
Leider wurde sie gefunden und die Band konnte mit dem Soundcheck beginnen.
Alsbald verkündete der Moderator überrascht und überraschend, dass wäre die Band Broken Wheels gewesen, jetzt sollte man mit viel Beifall die folkloristische Tanzgruppe Muerte y Pasión begrüßen.
Ein einzelner kleiner Mann hopste wie ein blecherner Aufzieh-Springfrosch zwischen gleich gekleideten, rassigen Frauen herum.
Die Lage besserte sich, als ich endlich die Kellnerin von der Malakow-Bar auf meine Linie gebracht hatte; sie stellte dann automatisch als 15 Minuten ein Bier auf meinem Tisch ab. Stauder-Pils.
Wenn ich es so recht bedenke, hätten wir auch gemütlich daheim im Garten bleiben können.



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30
Apr
2013

Das Leben und die ganze Wahrheit I

das Leben
Das Leben und die ganze Wahrheit I

Gestern hatte die Tochter die letzte entscheidende Abi-Prüfung gehabt. Das Ergebnis liegt schon vor, eine Zwei in Mathe. Ihre Abitursnote wird insgesamt eine Zwei sein. Und sie freut sich wie ein Schneekönig. (Anmerkung für einen Penthouse-Bewohner: Zaunkönig, der auch mal an einem eiskalten Wintertag fröhlich daher zwitschert).
Soll ich die Tochter nun darauf hinweisen, dass ein Abi nur ein ganz kleiner Schritt im Leben ist?
Soll ich ihr von der Kassiererin bei Kaisers erzählen, die erfolgreich Chemie studiert hat, um dann keine Einstellung zu finden?
Soll ich ihr von Volker, meinem Trainer im Fitness-Center erzählen, der BWL studiert hat, dann aber nur kurze Zeit einen Job bei einer Bank hatte? Gleich bei der ersten Entlassungswelle musste er seinen Hut nehmen.
Das ganze Leben besteht nur aus Hürden, Falllöchern, Raubburgen und Hinterhalten.
Sie konnte den falschen Mann heiraten, der sie hinterging oder sie sogar schlug!
Sie konnte Kinder zur Welt bringen, die sich zu bösartigen Punks entwickelten.
Autounfall, Krankheiten Sturz vom Hocker beim Gardinenaufhängen und vieles, vieles mehr wartete auf sie.
Ein Leben lang.
Jetzt ist sie noch ein Mädchen voller Hoffnungen. Dann eine junge Frau, dann eine Frau in den besten Jahren. dann eine alte Frau, dann eine alte Frau mit Gehhilfe.
Und dann werde ich nicht mehr da sein!
Niemand wird sie dann noch so beschützen können wie ich.
Ach, wie mich dieses Abitur runter zieht.
Neffe Carl hat extra ein Bild beigesteuert, von Design hat er ja Ahnung.
Aber wird er damit auch später sein Geld verdienen?
Gibt es da nicht tausend andere, die das gleiche machen?
Die im richtigen Augenblick an der richtigen Stelle sind und den Job bekommen?
Das Leben ist ein Trauerspiel.




Bleibe mir gewogen,
Klaus

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29
Apr
2013

ICH HABE DEN GRÖSSTEN

Kaffee

Nun ja, jeder weiß, dass Bescheidenheit eine meiner größten Zierden ist. Ich will also einfach nur eine Tatsache festhalten, wenn ich verkünde, dass Edelmeyer und ich die erste Anlaufstelle sind, wenn es die richtige Kaffee-Zubereitung geht.
Im Laufe der vielen, vielen Bürojahre haben wir das nachmittägliche Kaffeetrinken bis ins letzte Detail verfeinert. Wobei meine Art und Weise der Zubereitung sich weit über Edelmeyers Plantscherei heraus hebt.
Das fängt schon mal mit einer richtig großen Tasse an. Ich spreche hier von einem halben Liter Fassungsvermögen.
Mindestens!
ICH HABE DEN GRÖSSTEN! Die Aufschrift auf meiner Tasse tut hier aber nichts zur Sache.
Natürlich wird die Tasse nur zur Hälfte mit Kaffee gefüllt. Und damit bin ich gegenüber allen anderen Kaffeetrinkern klar im Vorteil:
Mein Kaffee kühlt schneller ab, ich kann schon genießen, während andere sich noch ihre Schnuten verbrühen.
Ich kann mit meiner Kaffeetasse durch das Treppenhaus über die Etagen gehen. Trockenen Fußes. Während der Kaffee bei den Kollegen ständig überschwappt und ihre Socken durchnäßt! Und das Linolium verschandelt.
Während die Kollegen also ihre Kaffeesocken auswringen, kann ich meinen Kaffee an jedem Ort genießen!

Die Zubereitung ist natürlich noch wichtiger:
Hier kommen ganze Bohnen ins Spiel, die mit der guten alten Zassenhaus handgemahlen werden. Nicht zu schnell, man will das Mahlgut ja nicht überhitzen!
Während in der Teeküche der Wasserkocher das Wasser auf akkurate 92 Grad erhitzt, baue ich den original Melitta-Porzellan-Filter über meiner ICH HABE DEN GRÖSSTEN!-Tasse mithilfe von Holzstäben auf.
Filter_Tasse
Wenn ich dann das leicht brodelnde Wasser ins Büro herüber geholt habe, kommt die delikateste Prozedur ins Spiel:
Das Eingießen des Wassers!
Wir stehen hier nicht mit einer Gießkanne am Blumenbeet oder mit dem Eimerchen vor der Nordsee!
Mit einem gekonnt heftigen Schwall wird der Filter bis zum Rand aufgegossen! Das muss gekonnt sein, da kann man gerne auch mal mit kalten Wasser ohne Kaffeemehl üben. Am besten in der Teeküche, ehe man irgendwelche Unterlagen auf dem Schreibtisch versaut.

Nun wartet man, bis das Wasser das Kaffeeepulver passiert hat. Der nächste Wasserstrahl wird ganz fein spiralförmig von oben nach unten in den Kaffeefilter gegeben, so dass er wie sauber gewaschen wirkt.
Filter
Wenn dann der letzte Tropfen gefallen ist, entnimmt man das aufgeweichte Filterpapier und entsorgt ihn mit einem gezielten Wurf in den Papierkorb.
Inzwischen liegt meine Trefferquote bei 90 %, früher blieb der alte Kaffeesatz auch schon mal im Regal liegen
oder klebte an der Wand.

Morgen kommen wir zum wichtigsten Teil der Kaffee-Zubereitung: den Mahlgrad der Kaffeebohnen. Darüber kann ich gut und gerne ein bis zwei DinA-4 Seiten schreiben. Natürlich wird die Frage im Vordergrund stehen: soll der Kaffeepot vorher angewärmt werden und wenn ja, auf wieviel Grad.
Milch und Zucker sind natürlich ein Tabu!
Schließlich kauft man sich keinen Porsche, nur um zwischen den Garagen herum zu fahren!
Übermorgen werden wir dann sehen, welche Art Kuchen und Torte überhaupt zu einem richtigen Kaffee passt. Da kann man sich geschmacklich viel versauen!
Edelmeyers Art des Kaffeekochens werden wir auch kurz streifen, siehe oberstes und unterstes Foto.
Gaskocher



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Klaus

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Siehe Foto.

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28
Apr
2013

Wo wind meine Wähne

Blume & Biene in Schwager Martins Garten
Blume & Biene in Schwager Martins Garten/Park

Gestern Nachmittag haben wir dann doch ganz lecker gegrillt. Mit Decken über den Beinen.
Heute waren wir mal wieder bei Schwippschwager Martin in die Villa Schau-Ins-Land eingeladen. Und ich habe den Verdacht, dass wir nicht als Schweinetruppe in Bredeney angereist kamen. Denn alles hat er vor unseren Augen in seiner Großküche frisch zubereitet. Extra für uns.
Zanderfilet an Bohnengemüse. Natürlich hat er für sein Hobby einen extra Gasanschluss in seine Kochinsel legen lassen. Herd mit sechs Kochstellen aus der Gastronomie, ebenso der Dampfgarer und der eingemauerte Grill.
Vielleicht haben auch Millionäre dann und wann Lust auf Familienbindung!
Wir saßen gerade beim Nachtisch, Blaubeerkuchen mit Frischkäse und heißer Schokoladen-Puddingsoße, als seine Frau Evelyn aus der begehbaren Speisekammer gefegt kam.
Eine Spinne saß auf dem Eierlikör!
"Eine Springspinne!" schrie Evelyn, bevor sie auf der Küchenbank zusammenbrach. Sie hat eine Spinnenallergie, deshalb kann der arme Schwippschwager auch nie seinen Außengrill an der Terrasse benutzen. Selbst Kaffee und Kuchen wird nie im Garten serviert, nicht einmal im Pavillon.
Und schon hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich vergessen hatte, ihn gestern zu unserer kleinen Garten-Party einzuladen. Er wäre gekommen, auch wenn nur einfache Bratwürste auf meinem Grill gelegen hätten.
Nach einer Aspirin-Tablette schleppte sich Evelyn, meine Schwipp-Schwipp-Schwägerin aus dem Zimmer, sie wollte sich kurz mal hinlegen.
"Springspinne!" sagte die Tochter kopfschüttelnd.
"Springspinne, Springspinne!" wiederholte Neffe Carl schnell hintereinander.
"Springspinne Siegrid!" erweiterte die Tochter den Satz. Auch die Gattin konnte noch ein Wort hinzufügen, sie darf das, sie ist ja die Schwester von Martin. "Springspinne Siegrid knittelt!"
Martin grinste schon wieder: "Springspinne Siegrid knittelt sieben..."
"Springspinne Siegrid knittelt sieben Knittelkittel!" führte ich den Satz ganz leise zu Ende.
Tochter und Neffe wiederholten ihn laut und immer schneller, bis die Schwiegergroßmutter laut auflachend ihr Gebiss verlor. In hohem Bogen flog es unter die Küchensitzbank. Sie selbst sank lautlos in sich zusammen und rührte sich nicht mehr.
Endlich sagte Martin, dass man eigentlich kaum schöner sterben kann.
"Ist Großmutter tot?" fragte die Tochter erschrocken.
Meine Gattin beugte sich über sie, Martin suchte nach dem Handy.
"Nafürlich win ich nich wod!" sagte die Schwiegergroßmutter und schlug ihre Augen wieder auf. "Wo wind meine Wähne?"




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