die Familie geht baden

Enten auf dem heimischen Schlosspark
Heute ist Muttertag, Gattin hatte einen Gestaltungswunsch frei und sie entschied sich für einen ordentlichen Rundgang im Schlosspark Essen-Borbeck. In Hildesheim hatten wir ja kaum Kilometer gemacht. Ich wäre lieber ins Fitness-Center gegangen, aber wie gesagt, es ist Muttertag.
Die Kinder maulten erst, besonders als ich Neffe Carl den neuen Hubschrauber mit eingebauter Kamera ausgeredet hatte. Gehört einem Kumpel von seiner Uni, hat er sich extra für mich ausgeliehen, um meine Lesungen mit bunten Bildern aus erhöhter Warte aufzupeppen. Aber Sonntag, Schlosspark, Sonne und Hubschrauber passen einfach nicht zusammen.
Kaum am See angekommen, war die Tochter begeistert, überall waren stolze Eltern mit ihrem Nachwuchs unterwegs.
Enten, zwischen denen sich gelber Flaum drängte. Hatte sich ein neugieriges Küken mal zu weit von der Familie entfernt, paddelte es hastig zurück in Mamas Gefieder. Das war putzig anzusehen. Wie viele von den sieben Kleinen werden wohl den nächsten Winter überleben?
Oder den heutigen Tag?
Vom Holzsteg auf der anderen Seeseite drang Lärm herüber. Wenn Männer über dreißig die eine Kopfhälfte knallgelb gefärbt haben und die andere leuchtend rot, stehen sie stets unter Generalverdacht. Es sei denn, sie gehören einem eingeschworenen Fußballer-Fanclub an und haben sich abgesprochen: vier Mann schwarz, vier weitere gelb der Rest mit rotem Haar.
Dieser Mann war aber kein Fußballer, sondern ein begeisterter Schiffsmodell-Eigner. Gleich zwei Rennboote auf einmal ließ er über den Teich brettern. Zwei Schildkröten, die sich auf der Enteninsel gesonnt hatten, tauchten ab. Alles andere, was kinderlos war, stob gen Himmel. Die Entenfamilien allerdings konnten nur versuchen, das feste Land zu erreichen. Logisch, dass der Rowdy mit zwei Fernbedienungen schnell überfordert war, immer größer wurden die Kreise, bis dann ein Rennboot im Schilf gegenüber fest hing. Die Schraube rotierte in den höchsten Drehzahlen, vor und zurück knallte das Boot gegen die Halme. Der Ufer-Kapitön legte eine Fernbedienung zu Boden und konzentrierte sich auf das zweite Boot. Mit viel Schwung ließ er es ebenfalls ins Schilfdickicht rasen, um das erste Boot frei zu rammen.
Mittlerweile hatten wir den Steg erreicht und ich wies den Rotblonden auf die Entenbrut hin. Er gab mir eine sehr unhöfliche Antwort, was mir gerade vor den Kindern peinlich war. So nahm ich allen Mut zusammen und wünschte ihm, er möge im nächsten Leben als Küken auf diesem Teich wieder geboren werden.
Daraufhin erwiderte er, ich wäre in diesem Leben ja schon als Arschloch auf die Welt gekommen, da könnte ich mich nicht mehr steigern.
Das war zwar schlagfertig, aber nicht nett.
Ich blies zum Rückzug, wir mussten an ihm vorbei. Höhnisch grinsend machte er einen kleinen Schritt rückwärts.
Und trat gegen die erste Fernbedienung.
Als sein Rücken und Hinterkopf zeitgleich auf der Wasseroberfläche aufschlug, hatten wir den Steg schon längst verlassen. Und es war eine optische Täuschung gewesen, vielleicht eine Wasserreflektion, aufgrund derer ich meinte, Neffe Carl hätte ihm kurz im Vorbeigehen gegen das Knie getreten.
- Nein, nein, der Neffe stand ja hinter mir.
Auf jeden Fall sind wir nicht den direkten Weg nach Hause gegangen.
Bleibe mir gewogen,
Klaus
begleitendes Tagebuch zum Film ICH AN MICH. The MAKING OF.
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Klauswitte - 12. Mai, 19:36