Nachts in der Küche


Rathaus, Hildesheim

Gestern Abend habe ich gesprächsweise versucht, die guten alten Zeiten wieder zu beleben. Habe unseren drolligen Drillinger ins Gespräch gebracht, anno Toback Geschichtslehrer an der Herschelschule. Der so sehr in der englischen Gefangenschaft gelitten hat.
Weniger wegen der Buddelei eines Wasserrückhaltebeckens im Dartmoor. Sondern mehr wegen der schönen Magd, die ihm immer morgens auf seinem Zug vom Lager zur Arbeitsstelle eine Stulle zusteckte. Und die er dann nach dem Krieg nicht wieder gefunden hatte.
Die Magd.
Man brauchte während des Unterrichts nur das Thema ins Dartmoor zu lenken und schon konnte man sich entspannt zurück lehnen.
Seltsam, dass sich unser Gastgeber Michael nicht an Drillinger erinnern konnte. Auch an den Deutschlehrer Klinge nicht, der bei Flüstern in den Hinterbänken gerne mal sein Schlüsselbund warf. Lehrer Krofke kannte er schon. Aber mein alter Banknachbarn Martin Wilkenau war ihm völlig unbekannt.
Als Staranwalt hätte er mit so vielen Leuten und Namen zu tun, da sei es nicht verwunderlich, wenn ein paar Namen aus der Vergangenheit verloren gegangen wären. Er hatte sich auf Krankenhäuser speziallisiert. Und zwar darauf, diese und Pharma-Unternehmen zu verklagen. Ganz im Namen der Patienten. Er gab sich, dezent an seiner Pfeife saugend, ganz als Wohltäter der Menschheit. Durfte er ja auch, aber das Prahlen mit eigenem Pferd, mit eigener Jacht auf der Ostsee und eigener Jagd im Harz-Vorland war gewöhnungsbedürftig.
Am liebsten hätte ich mal dezent meinen Schwager Michael ins Spiel gebracht, der wirklich vielfacher Multimillionär ist und trotzdem seine Zeit lieber mit uns, der buckeligen Verwandtschaft, verbringt. Der unsere Gesellschaft irgendeiner Schickeria vorzieht. Der sogar immer für uns mehrgängig kocht und backt!

Hier gab es gestern Abend nur einfache Hausmannskost, zusammen gerührt aus verschiedenen Fertiggerichten, daher leicht übersalzen. Dazu leider kein Bier sondern Wein.
In der Nacht ist die Gattin durstigerweise in die Küche getapst. Das helle Licht durch die Glastür zeigte ihr den Weg.

Brigitte saß am Tisch, las und trank den restlichen Wein.
Und die arme Gattin musste sich Ratsch und Tratsch von wildfremden Leuten anhören.
Wirklich nur bedingt interessant.
So erfuhr sie, dass Brigitte tatsächlich mal ein Auge auf mich geworfen hatte. So ungefähr in der zwölften Klasse. Aber ich wäre viel zu arrogant gewesen, ich hätte sie nicht einmal wahrgenommen. Auf ihre kleinen, weiblichen Zeichen hätte ich nicht reagiert. Ihr Interesse war aber schnell wieder erloschen. Als ich mich mehr so in Richtung Hippie, schöngeistiger Poet und Gitarren-Saiten-Zupfer entwickelte.

Natürlich war die frühe Heirat ein Fehler gewesen, natürlich hätte sie mehr für ihr eigenes berufliches Weiterkommen tun sollen, natürlich hatte ihr Mann Michael längst eine sehr viel jüngere Geliebte. Das volle Klischee!

Es kam dann auch heraus, dass Michael gar nicht in meiner Klasse gewesen war, er ging bereits in die Oberprima, als wir uns noch in der Unterprima herum quälten.
Natürlich fragte meine Gattin nach, warum sich Brigitte nicht von ihrem untreuen Mann trennen würde.
Man hätte sich arrangiert. Bei einer Trennung müsste sie auf das gewohnte Leben verzichten, sich völlig neu orientieren, vielleicht auch Freunde verlieren.
Eigentlich schade, dass nicht ich durstigerweise nächtens in der Küche war.
Zu einem kleinen Techtelmechtel mit Brigitte Martens, der ehemaligen Schulschönheit der Herschelschule Hannover.



Bleibe mir gewogen,
Klaus


begleitendes Tagebuch zum Film ICH AN MICH. The MAKING OF.
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https://www.ich-an-mich.de/

Rathaus Hildesheim, Blick auf Marktplatz

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