die Schulschönheit


Lappenberg mit Kehrwiederturm. Seine Glocke soll einem Edelfräulein, das sich im Hildesheimer Wald verlaufen hatte, den Weg in die Heimatstadt gewiesen haben.

Auf unserem nationalen Feiertag zu Ehren der Vaterschaft ruft doch Kollege Edelmeyer in aller Frühe an, umsich mit mir zu verabreden! Um an unseren Umzugsplänen weiter zu feilen!
Aber gleich geht mein Zug, ich will mit der Gattin einen alten, lieben Schulfreund in Hildesheim besuchen.
Er hat mich über dieses Tagebuch ausfindig gemacht und würde mich gerne nach beinahe 40 Jahren wieder sehen.
Hier in Essen-Borbeck sieht es wertmäßig gar nicht gut aus, hoffen wir, dass uns in Hildesheim die Sonne scheint. Denn es soll eine kulturell interessante Stadt sein, da freuen wir uns schon auf so manchen Rundgang.
- - -
Gegen Abend.
Ich habe meinen alten Schulfreund Michael nicht wiedererkannt.
Da wo früher loser Flaum sein Kinn umspielte, ziert heute ein akkurat geschnittener Henriquatre-Bart das Gesicht.
Wo früher wildes Haar in alle Richtungen sprießte, beginnt eine akkurat gerundete Halbglatze.
Wo früher eine halbangenagte Jeans schlotterte, umschmeichelt heute eine maßgeschneiderte Gucci-Hose die Beine. Und er trägt eine Krawatte! Privat eine Krawatte!
Seine Frau hingegen habe ich sofort wieder erkannt.
Brigitte Martens, die SchulSchönheit! Die immer von einer Gruppe Jungs umgeben war, Brigitte, die nie im Leben ihren Tornister mal selber tragen musste. Die sich auf dem Pausenhof nie gegen eine nackte Mauer lehnen musste, da einer der jungen Herren sofort seine Jacke opferte!
Da hatten die beiden also jung geheiratet, frühzeitig mit Bausparen begonnen und sich ganz und gar auf ihre Karrieren konzentriert. Kinder waren von vornherein nicht eingeplant gewesen, das war dann auch mein erstes Fettnäpfchen. Ich meinte so launig ad hoc, es wäre doch schön, wenn die Kinder endlich aus dem Haus sind, da käme man endlich mal bei sich selber an.
Sie hatten nie Kinder gehabt.
Das hätte mir auch schon die Wohnung signalisieren können. Brigitte sammelt Kristallgas und Hummelfiguren, Michael sammelt Pfeifenständer und Pfeifen.
Selbst eine Katze wäre in diesem quadratischen Bungalow mit Verglasungen in alle Richtungen fehl am Platz gewesen. Einen wohlerzogenen Pudel hatten sie allerdings. Ich habe noch nie ein derart arrogantes Vieh gesehen. Würdigte uns keines Blickes. Insgesamt wirkte er wie eine Buchsbaumhecke in den Herrenhäuser Gärten, er war passend zu dem Henriquatre-Bart des Hausherren frisiert.
Brigitte hat ihre klassischen Formen von damals übrigens verloren. Hungerhaken wäre jetzt der alles beschreibende Ausdruck. Natürlich habe ich als Gentleman der alten Art ihr Aussehen bewundert und sie bei der Begrüßung sogar umarmt. Was ich mir damals in der Jugendzeit niemals getraut hätte. Wenn ich denn an ihren vielen Leibwächtern überhaupt vorbei gekommen wäre.
Gattin meinte gerade, als unsere Gastgeber in die große Kochecke hinüber gegangen waren, dass die geplante Übernachtung hier wohl doch ein wenig übertrieben sei. Nach so vielen Jahrzehnten hätten wir ein Hotelzimmer nehmen sollen. Und der Pudel wäre so ziemlich geschmacklos. Auch wenn er edelster Marmor wäre.


Bleibe mir gewogen,
Klaus

begleitendes Tagebuch zum Film ICH AN MICH. The MAKING OF.
https://www.ICHANMICH.blogspot.com
https://www.youtube.com/user/Klauswib/videos
https://www.ich-an-mich.de/


Sankt Godehardi-Kirche vor Justizvollzugsanstalt

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