9
Mai
2013

die Schulschönheit


Lappenberg mit Kehrwiederturm. Seine Glocke soll einem Edelfräulein, das sich im Hildesheimer Wald verlaufen hatte, den Weg in die Heimatstadt gewiesen haben.

Auf unserem nationalen Feiertag zu Ehren der Vaterschaft ruft doch Kollege Edelmeyer in aller Frühe an, umsich mit mir zu verabreden! Um an unseren Umzugsplänen weiter zu feilen!
Aber gleich geht mein Zug, ich will mit der Gattin einen alten, lieben Schulfreund in Hildesheim besuchen.
Er hat mich über dieses Tagebuch ausfindig gemacht und würde mich gerne nach beinahe 40 Jahren wieder sehen.
Hier in Essen-Borbeck sieht es wertmäßig gar nicht gut aus, hoffen wir, dass uns in Hildesheim die Sonne scheint. Denn es soll eine kulturell interessante Stadt sein, da freuen wir uns schon auf so manchen Rundgang.
- - -
Gegen Abend.
Ich habe meinen alten Schulfreund Michael nicht wiedererkannt.
Da wo früher loser Flaum sein Kinn umspielte, ziert heute ein akkurat geschnittener Henriquatre-Bart das Gesicht.
Wo früher wildes Haar in alle Richtungen sprießte, beginnt eine akkurat gerundete Halbglatze.
Wo früher eine halbangenagte Jeans schlotterte, umschmeichelt heute eine maßgeschneiderte Gucci-Hose die Beine. Und er trägt eine Krawatte! Privat eine Krawatte!
Seine Frau hingegen habe ich sofort wieder erkannt.
Brigitte Martens, die SchulSchönheit! Die immer von einer Gruppe Jungs umgeben war, Brigitte, die nie im Leben ihren Tornister mal selber tragen musste. Die sich auf dem Pausenhof nie gegen eine nackte Mauer lehnen musste, da einer der jungen Herren sofort seine Jacke opferte!
Da hatten die beiden also jung geheiratet, frühzeitig mit Bausparen begonnen und sich ganz und gar auf ihre Karrieren konzentriert. Kinder waren von vornherein nicht eingeplant gewesen, das war dann auch mein erstes Fettnäpfchen. Ich meinte so launig ad hoc, es wäre doch schön, wenn die Kinder endlich aus dem Haus sind, da käme man endlich mal bei sich selber an.
Sie hatten nie Kinder gehabt.
Das hätte mir auch schon die Wohnung signalisieren können. Brigitte sammelt Kristallgas und Hummelfiguren, Michael sammelt Pfeifenständer und Pfeifen.
Selbst eine Katze wäre in diesem quadratischen Bungalow mit Verglasungen in alle Richtungen fehl am Platz gewesen. Einen wohlerzogenen Pudel hatten sie allerdings. Ich habe noch nie ein derart arrogantes Vieh gesehen. Würdigte uns keines Blickes. Insgesamt wirkte er wie eine Buchsbaumhecke in den Herrenhäuser Gärten, er war passend zu dem Henriquatre-Bart des Hausherren frisiert.
Brigitte hat ihre klassischen Formen von damals übrigens verloren. Hungerhaken wäre jetzt der alles beschreibende Ausdruck. Natürlich habe ich als Gentleman der alten Art ihr Aussehen bewundert und sie bei der Begrüßung sogar umarmt. Was ich mir damals in der Jugendzeit niemals getraut hätte. Wenn ich denn an ihren vielen Leibwächtern überhaupt vorbei gekommen wäre.
Gattin meinte gerade, als unsere Gastgeber in die große Kochecke hinüber gegangen waren, dass die geplante Übernachtung hier wohl doch ein wenig übertrieben sei. Nach so vielen Jahrzehnten hätten wir ein Hotelzimmer nehmen sollen. Und der Pudel wäre so ziemlich geschmacklos. Auch wenn er edelster Marmor wäre.


Bleibe mir gewogen,
Klaus

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Sankt Godehardi-Kirche vor Justizvollzugsanstalt

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Der große Umzug

8.Mai 2013
leerer_Raum
Unsere Behörde will umziehen!
Nicht der ganz große Umzug, die Adresse bleibt erhalten. Es geht mehr um einen Etagen-Wechsel. Die von unten sollen auch mal erfahren, wie das ist, wenn der Fahrstuhl wieder kaputt ist. Und die von Oben sollen am eigenen Leib (Ohr) die immer gleich quäkenden Straßenmusikanten unten vor den Fenstern erleben.

Hinter vorgehaltener Hand munkelt man allerdings, dass sich Cheffe einfach in unserer Etage ganz oben häuslich nieder lassen will. Da, wo seiner Meinung nach, immer die schönsten Partys abgehen. Was ja auch in der Tat der Fall ist.
Und damit das so bleibt, haben ich und Edelmeyer, clever wie ich bin, die Organisation gleich an uns gerissen! Da ist uns keine Bürostunde zu schade, um den ganzen Umzug zu organisieren.
Heute haben wir schon mal einen Aktenordner mit einer Liste erstellt. Jedes Unterfangen in Deutschland fängt mit einem anständigen schwarzen Aktenordner an!
Anhand der Spalten-Titel wird der geneigte Leser erahnen können, was da für eine Lawine auf uns zu kommt:

IST-Zustand SOLL-Zustand WUNSCH-Zustand WIRDSEIN-Zustand

Das fängt ja schon damit an, dass manche Kollegen nicht nur ihre Schreibtisch-Fotos mitnehmen wollen, sondern auch ihren PC! Manche denken sogar darüber nach, ihr lieb gewordenes Telefon mit umziehen zu lassen! Hier müssen wir wohl Zugeständnisse machen, da es wenig Sinn macht, wenn nach dem Umzug jeder eine andere Telefon-Nummer hat. Wenn zum Beispiel an Edelmeyers ehemaligen Telefon Gisela Peitschenknall in der Leitung ist. Oder wenn sich an meinem Telefon endlich Hollywood meldet. Da würde mancher Volltrottel womöglich einfach auflegen!
Daher werden ich und Edelmeyer schon mal nicht umziehen! Das wäre mit den ganzen Kaffeeutensilien, dem Propangas-Kocher, dem Dreimannzelt und meinem alten Fahrrad auch zuviel Gedöns.

Die Blumen der einzelnen Mitarbeiter haben wir in unserer Liste auch komplett ausgeschlossen, die bleiben wo sie sind. Wer vor dem Umzug einen Kaktus in Pflege hatte, kann sich nach dem Umzug auch an eine Gummipalme gewöhnen!
Im Grunde genommen haben Kollege Edelmeyer und ich uns auf drei Dinge geeinigt, die jeden begleiten werden:
Telefon, Foto des Ehegespons, und einen Lieblingsordner. Wobei sich manche Kollegen auch verbessern würden, wenn der Vorgänger das Foto einfach stehen lassen würde.
Nur der Cheffe bekommt alles mit. Allerdings wird er noch eine Etage tiefer einquartiert. Quasi ins Kellergeschoss.


Bleibe mir gewogen,
Klaus


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