Gestern wurde für den Weltuntergang trainiert

gestern im Ruhrgebiet, Mittags
Gestern wurde für den Weltuntergang trainiert
Man kann sich drehen und wenden wie man will, es wird über nichts anderes mehr gesprochen.
"Ich stand an der Balkontür und da sehe ich, wie mein schwerer Blumenkübel anfängt zu schwanken und plötzlich stürzt er hinab!" erzählt die Kollegin drei Bürotüren weiter zum zehnten Mal. "Ich renne raus in den strömenden Regen, aber da war nichts mehr von ihm zu sehen! Er war in den reißenden Wogen unter gegangen! Da wo zehn Minuten vorher noch der Fußweg war! Heute Morgen habe ich ein paar Splitter im Garagenhof gefunden. Aber der Kaktus ist futsch!"
"Es war dunkel wie die Nacht! Und ein Auto kam an mir vorbei! Aber da saß überhaupt keiner drin! und es hat sich dabei um sich selber gedreht! Das war vielleicht gruselig!"
"Bei mir ist der Keller vollgelaufen! Das Wasser stieg bis über den Stromverteiler. Wir haben immer noch kein Strom! Die Sachen aus dem Kühlschrank können wir alle wegwerfen!"
Ja, mich und Edelmeyer und den Praktikanten hatte es auch übel erwischt. Wir waren gerade auf der berühmten Gourmet-Meile eingetroffen, als das Ordnungsamt eine Durchsage machte. Unwetter-Warnung! Der Betrieb wurde eingestellt und die Sonnenschirme, unter die sich schon Leute vor den ersten Tropfen gerettet hatten, mussten eingerollt werden.
Direkt hollywoodreif fuhr in das letzte Wort ein schriller Blitz. Alle Menschen schrien wie eine Stimme auf. Und dann krachte der Donner über uns zusammen, das manch einer in die Knie ging. Auch Leute, die schon lange nicht mehr beteten.
Siegfried hatte meinen Arm umklammert und machte seiner Herkunft alle Ehre. Nur Afrikaner aus dem tiefsten Busch können ihre Augen so weit aufreißen, so weiss! Dabei müsste er doch bei diesem Wetter aufleben, so einen Monsum haben die da doch alle Tage!
Wir sind dann gerade noch trockenen Fußes zu meinen Dönergrill gekommen und haben es uns an der Fensterscheibe bequem gemacht.
Das Unterhaltungs-Programm war nicht schlecht: Plastikstühle ohne Kissen schwammen vorbei, Kissen ohne Plastikstühle, Regenschirme ohne Besitzer, Besitzer ohne Regenschirme, kinderlose Kinderwagen, Kinder ohne Kinderwagen, nein, stopp gestrichen -, das Kind hing über dem Arm der Mutter, die sich gerade gegenüber in den Eingang eines Schuhgeschäftes drückte.
Aber es geht doch nichts über einen heißen Döner. Und ich musste an ein Lied aus Kindergarten-Zeiten denken:
Nur der Döner
macht dich schöner.
Alle sieben Tage,
das steht außer Frage.
Bleibe mir gewogen,
Klaus
begleitendes Tagebuch zum Film ICH AN MICH. The MAKING OF:
https://www.ICHANMICH.blogspot.com
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Klauswitte - 21. Jun, 17:07