Retrospektive - Des Neides Gegenstand

Ich habe den größten Kaffee-Pot ever
bei einer Retrospektive auf Dorothée darf natürlich der alte Beitrag -Des Neides Gegenstand- nicht fehlen:
Es wird mal wieder Zeit, meinen famosen Kaffee-Pot ins Spiel zu bringen. Auch wenn der Becher aus Talkshows und Frühstücks-Fernsehen nicht mehr wegzudenken ist, soll er hier im Zusammenhang mit dem berühmten KulturPfadFest der Stadt Essen erwähnt werden.
Es gab wieder einmal viele neidische Blicke von den Vertretern der Synagoge, vom Aalto-Theater, vom Dom, als ich den Konferenzraum in der obersten Etage betrat. Die Kultur-Dezernentin hatte eingeladen, um kurz vorm Start alle Punkte noch einmal abzuklopfen.
Ihre kleine Tochter Dorothée war auch anbei, für den Kindergarten ist sie wohl zu jung. Natürlich rannte sie gleich unter den Tischen freudestrahlend auf mich zu, laut "Suppenmann!" rufend. Wie man Stühle rückt, wusste sie noch von der letzten Begegnung, raufheben musste ich sie allerdings.
So saß sie bei dem Meeting neben mir und wir folgten sehr interessiert dem PowerPoint-Vortrag von Kollegen Edelmeyer zu verschiedenen technischen Problemzonen.
Wer Edelmeyer kennt, weiß, das man seine Vorträge auch gut als Einschlafhilfe verwenden kann. Aber Dorothée behielt den interessierten Gesichtsausdruck lange bei, man muss allerdings bedenken, dass für so einen kleinen Menschen alles neu und spannend ist. Auch Edelmeyers ewige Litaneien über die Breite eines deutschen Fluchtweges. Amerikanische Fluchtwege sind natürlich breiter, aber die essen ja auch viel mehr Hamburger als unsereiner. Das nur mal so nebenbei.
Irgendwann aber war Dorothées Bereitschaft zu leiden überschritten und sie wollte lieber spielen. Papier hatten wir reichlich an die Hand bekommen, also bastelte ich ihr aus der Fluchtwege-Übersicht der Volkshochschule einen Breitmaulfrosch. Mit Daumen und zwei Finger konnte ich ihm Leben einhauchen.
Wir spielten jene dramatische Szene nach, in der der Breitmaulfrosch einen kleinen Vogel fängt. Der Part des Vogels wurde natürlich von Dorothées kleiner Babyhand übernommen. Jeder Theaterkritiker hätte bestätigt, dass sie in der Rolle aufging. Immer wieder sprang der dicke Frosch nach dem Vögelchen. - "Wittelsbach, Sie hatten doch zu Punkt Sechs eine andere Meinung geäußert, nicht wahr?"
Der Frosch sprang daneben und rutschte ab.
Punkt Sechs? Und ich sollte eine Meinung gehabt haben? Wo war denn das Papier? Ach so, das Blatt war zum Frosch mutiert. Ich wollte ihn auseinander falten, aber Baby Dorothée plärrte protestierend los. Wie auf Knopfdruck.
Also ran an Edelmeyers Mappe. Doch der lehnte völlig erschöpft von seinem Vortrag mit dem Ellenbogen darauf und war sichtlich weggeschlummert. Die Dezernentin schaute ungemütlich herüber. "Nun, - was ist Wittelsbach? Wir haben auch noch andere Termine!"
Mit einem beherzten Ruck zog ich Edelmeyers Mappe an mich. Allerdings stand meine Kaffeetasse etwas ungünstig.
Sie stürzte um und ergoss sich in nördliche Richtung.
Eine normale Kaffee-Tasse wäre nur umgepurzelt und es hätte einen kleinen Kaffeefleck gegeben.
Mein Kaffee aber schwemmte über die Tische, wie die Ruhr nach der Möhnetal-Staudamm-Sprengung anno 1943.
Erst überflutete sie die Synagoge, dann riss sie Bleistifte der Erlöserkirche mit sich und versickerte schließlich in den Unterlagen des Grillo-Theaters. Unser Breitmaulfrosch kam am weitesten.
Es gibt nichts Schöneres, als unbeschwertes, laut glucksendes Kleinkinderlachen. Sie klatschte sogar in die Hände, wobei sie auch drei oder viermal traf.
Und es war unvermeidlich, dass Dorothée sich vor Lachen in die Hosen machte.
bleibe mir gewogen,
Klaus
begleitendes Tagebuch zum Film ICH AN MICH. The MAKING OF:
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Klauswitte - 2. Apr, 20:37