Vertriebene aus Böhmen, Sudetenland und Pommern
Wolfenbüttel, Krumme Straße
Angeblich hätte ich mich gestern über ein paar Straßennamen in Wolfenbüttel lustig gemacht. Ein Leser hat geschrieben, in meiner Heimatstadt Essen würde es auch solche Exoten geben.
Wie wäre es zum Beispiel mit -Am Krausen Bäumchen-?
Oder was würde ich von -Die Zornige Ameise- halten?
Für mich sind das ganz normale geläufige (Wortspiel!) Straßennamen. Aber hier in Wolfenbüttel sind
wir heute wieder auf etwas gestoßen: Krumme Straße! (zum Krummlachen!)
Hier ein passender Ausschnitt aus meinem YouTube-Film vom April 1974 (nicht der Film, sondern natürlich das zu Grunde liegende Tagebuch von damals):
Krumme Straße, – der Name ist Programm. Großvater sieht es nicht gern, wenn ich hier entlang gehe. Nun gut, – nach Anbruch der Dunkelheit würde ich diesen Stadtteil auch großräumig meiden. Aber im Sonnenlicht sehen die Bewohner ziemlich normal aus. Wie Vertriebene aus Böhmen, Sudetenland und Pommern eben so aussehen. Ein paar Türken sind seltsamerweise auch dabei. Alle kinderreich. Also Ottos Mercedes würde hier bei einer Altkleidersammlung leer wieder hinaus fahren. Abgesehen von den Gaslaternen, die der Pritschen-Aufbau abrasieren würde. Keine Ahnung, warum ich mich hier so gerne in Gefahr begebe! Vielleicht um zu kontrollieren, welche Häuser noch stehen? Oder weil die Bewohner mehr auf der Straße als in ihren Kabacheln leben? Man geht quasi an einem Theaterstück entlang. Hier ein Scherenschleifer, dem ein Mädchen gerade Messer bringt. Dort in der Toreinfahrt einer, der fluchend seinen Handkarren repariert. Zwei Frauen ohne jede Frisur und Figur, die sich fürchterlich anblaffen. Ein beinahe hübsches Mädchen, das mit angewinkeltem Bein an der Mauer lehnt und ihr Kaugummi ganz knapp an mir vorbei auf die Straße ausspuckt. Man nimmt nie Kenntnis von mir, vielleicht weil ich mit meinem Piratenhut schlecht einzuschätzen bin. Und besonders reich sehe ich mit meiner alten, geflickten Jeans auch nicht aus.
Bei der Reichsstraße komme ich aus dem Elendsviertel heraus und befinde mich sogleich wieder in der Welt der breiten eleganten Alleestraßen. Nicht zu übersehen liegt die Marienkirche vor mir, ein opulenter Bau, wahrscheinlich katholisch.
bleibe mir gewogen,
Klaus
begleitendes Tagebuch zum Film ICH AN MICH. The MAKING OF:
https://www.ICHANMICH.blogspot.com
https://www.youtube.com/user/Klauswib/videos
https://www.ich-an-mich.de/
ich-an-mich(Klammeraffe)arcor.de
Lustgartenstraße, dazu sage ich jetzt mal nichts, und Marienkirche
Klauswitte - 30. Apr, 19:17