Dorothée beim Meistern von Logistik-Problemen, Retrospektive

Dorothée und der Waffel-Express
Auch Cheffe war ganz verdattert.
Die Kultur-Dezernentin hatte mich angefordert! Um sie zu einer wichtigen Kulturfach-Tagung nach Mülheim zu begleiten. Als ihr persönlicher Assistent.
Vor Ort wurde dann aber schnell klar, dass ich nicht ihr assistieren sollte, sondern ihrer zweijährigen Tochter. Weil Dorothée so gut mit mir zurecht käme! Der Suppenmann!
Na toll!
Babysitter. Obwohl ich die Kleine ja recht ins Herz geschlossen habe. Außerdem musste ich Edelmeyer und Cheffe hinterher keine Details über meine Assistenten-Tätigkeit erzählen, oder?
Der Vortragssaal war groß, anwesend waren aber mehr oder weniger nur die Kultur-Dezernenten von Duisburg, Oberhausen, Mülheim und Essen.
Dorothée und ich vergnügten uns in einer Ecke mit einer Holz-Eisenbahn. Und mit leckeren Mana. Den Teller mit den Waffeln neben dem Kaffee-Geschirr hatte Doro nicht nur entdeckt, sondern auch fein ordentlich anbei geschleppt. Beziehungsweise als Gütertransport unserer Holzeisenbahn deklariert.
Konnte ich ihr schlecht wieder wegnehmen. Hätte nur Lärm gemacht und wer weiß, vielleicht braucht sie gerade das wichtige Schokoladen-Protein für ihr Wachstum. Kleinkinder wissen immer was ihnen gut tut.
Baby Doro wusste es nicht.
Sie übergab sich erst ein wenig, dann bollerte sie die Windeln voll.
Obwohl sie nichts sagte, wusste Mama Kulturdezernentin sofort Bescheid. Alle wussten Bescheid, den Gestanks-Schwaden konnte niemand ausweichen.
Also verschwanden beide Richtung WC und Wickeltisch.
Und alle Funktionsträger schauten mich an. Man war an einem gewissen Punkt angelangt und wollte das Essener Statement hören. Ich als persönlicher Assistent von Dorothée wäre wohl bestens im Bilde. Oder?
Selbstverständlich, stotterte ich. Man wollte ja nicht nur als Babysitter auftreten.
Welche Punkte wären denn noch offen?
Theater, Oper, Volkshochschule.
Die Oper? Wann war ich da zuletzt gewesen? Theater? Aber in der Volkshochschule war ich gerade anlässlich des Kulturpfadfestes gewesen.
"Das Kulturpfadfest in der Volkshochschule!" murmelte ich.
Jaja, - stimmten mir alle zu, ein Fest, weit über alle Grenzen hoch gelobt!
Die VHS ist ein sehr großzügiger Bau, modern eingerichtet, noch ganz neu. Die braucht keine Hilfe von anderen Städten, meinte ich.
Keine Fusion? fragte einer der Amtsträger traurig nach.
Keine Kernfusion. Ich dachte automatisch an Wasserstoffbomben. Das wollen wir auf keinen Fall!
Die Herren nickten, diese niederschmetternde Antwort hatten sie erwartet. Die besser aufgestellte Stadt Essen will nichts abgeben!
"Theater?" fragte einer zaghaft.
"Ja, Theater. Da kann man bestimmt etwas machen!" Ich nickte bedächtig mit dem Kopf.
"Eine DOME-Kooperation?"
"Sicher. Kooperation ist immer gut!" sagte ich. "Auch wenn man die Kirchen mit einbinden muss."
Die Dezernenten schauten mich irritiert an. Was sollte DOME denn bedeuten?
"Dortmund, Oberhausen, Mülheim, Essen?" überlegte ich laut. Die Dezernenten nickten wieder zufrieden. Aber warum stand Essen an letzter Stelle? Schnell dachte ich über eine Kooperation nach:
"Jede Stadt übt ein Theaterstück ein und dann geht man reihum auf Tournee. So dass jedes Theater mit einem Schlag schon mal vier Stücke im Programm hat. Und dann kommt ja die lange Sommerpause!"
"Die Sommerpause! Da führen wir immer ein altbewährtes Musical auf, dass Geld in die Kassen spült!"
"Fürwahr! Jedes Jahr stellt eine andere Stadt ein Musical auf die Beine und auch das wird reihum weiter gereicht!" schlug ich vor. "Rocky Horror Picture Show geht immer. Das kann man jedes Jahr aufführen. Es reicht, wenn Essen die Show übernimmt und an den Einnahmen in jeder Stadt beteiligt wird. Und mit dem Aalto-Theater machen wir das genauso. Ein Stück pro Spielzeit und das in allen Spielstätten abgeliefert!"
"In der Tat, durch solche Synergie-Effekte sparen wir eine Menge Geld!" Die Herren nickten zufrieden. "Wie ist denn noch gleich Ihr hochgeschätzter Name? Ist mir gerade entfallen!"
"Wittelsbach, einfach nur Wittelsbach!"
"Wer so einen Assistenten sein eigen nennt, kann sich glücklich schätzen!" raunte einer der Herren den anderen zu. Gerade noch so laut, dass ich es hören konnte.
Die große Dorothée, also die Kultur-Dezernentin, vernahm es auch beim Beteten des Saales, aber ihrer Miene war abzulesen, dass sie darüber etwas anders dachte.
Die kleine Dorothée hingegen rannte glücklich auf mich zu, laut Suppenmann rufend. Aber heute klang es verdammt nach Supermann, oder?
bleibe mir gewogen,
Klaus
begleitendes Tagebuch zum Film ICH AN MICH. The MAKING OF:
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Klauswitte - 7. Apr, 10:46