Schloss Neuschwanstein


Heute haben wir zusammen mit unserem Spezi, dem Oberstudienrat aD, eine Bustour nach Schloss Neu Schwanstein gemacht. Mir brummt jetzt noch der Kopf! Und es ist mir ein Rätsel, warum der Lehrer uns begleitet hat, denn er wusste mehr über das Gebäude als alle Fremdenführer und ehemaligen Bewohner zusammen.
Selbst meinen Begrüßungsscherz konnte er gleich wissenschaftlich auseinander nehmen. Ich meinte, bestimmt werfen wir erst einen Blick auf das Schloss ALT Schwanstein, ehe wir uns dem NEUEN Schwanstein zuwenden. Ohne zu Zögern erwiderte er, das würde am Fuße des Berges am Rande des riesigen Busparkplatzes stehen, eine Burg names Hohenschwangau. Schloss Neu Schwanstein hieß nämlich unter König Ludwig dem Zweiten noch Neue Burg Hohenschwangau. Nur weil Wagner es mit dem Schwan hatte,
wurde dann Schwanstein daraus. Eine alte Raubritterburg stand sowieso schon da oben auf der Felsnase.
Gerade ich müsste das doch wissen!
Wir waren dann auch sehr verwundert, als ich trotz meines Namens den vollen Preis zahlen musste.
Immerhin durften wir an der langen, wartenden Schlange huldvoll vorbei flanieren. Aber das lag nicht an meinem Namen, sondern daran, dass der Busfahrer vorgesorgt hatte.
Übrigens hat Ludwig II nur sechs Wochen in der Baustelle gewohnt, bis heute sind lediglich drei Etagen fertig gestellt. Das Baugeld war ihm damals ausgegangen, er hatte 6 Millionen Taler Schulden.
Soviel wie der Tourismus pro Jahr durch Besichtigungen einbringt. In akkurat 35 Minuten wird man durchgeschleust, denn die Masse macht's.
Wegen der Schulden hatte man Ludwig II kurzerhand für verrückt erklärt, drei Tage später ist er dann im Starnberger See ertrunken.
Seine Bausucht vielerorts war auf Schuldgefühlen wegen seiner Homosexualität zurück zuführen. Als Ablenkung sozusagen.
Unser Oberstudienrat kannte dann noch spannende Geschichten über die Nazis, die hier im Schloss die gesamte Beutekunst aus Frankreich aufbewahrten und das Gold der Deutschen Reichsbank. Keine Wunder, dass die Touris hier so flink hindurch getrieben werden wie eine Kuhherde beim Almabtrieb durch Krün.
Ich hätte mich da ganz gerne mal in den einen oder anderen Geheimgang verdrückt, so wie der Königstreue Geheimbund der Guglmänner, die nächtens durch die Kellergewölbe von Neu Schwanstein schleichen. Auf jeden Fall werde ich mich morgen früh mit Schwimmflossen und einem Schnorchel am Burggraben einfinden!



bleibe mir gewogen,
Klaus

begleitendes Tagebuch zum Film ICH AN MICH. The MAKING OF:
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Schloss Neuschwanstein Aussicht